Liebe Nutzerinnen und Nutzer von „direktzu Jürgen Nimptsch“,

vielen Dank für die rege Beteiligung auf diesem Portal in den vergangenen Jahren. Die Stadt Bonn wird in Kürze eine eigene Bürgerbeteiligungsplattform einrichten, auf der Sie dann vergleichbare Möglichkeiten der Partizipation haben. Das Portal „direktzu Jürgen Nimptsch“ wurde Anfang November 2014 geschlossen.

Herzliche Grüße

Jürgen Nimptsch

Beantwortet
Autor Horst Kreutzmann am 26. Februar 2010
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Umwelt und Gesundheit

Reuterstraße

Sehr geehrter Herr Nimptsch,
ich möchte Sie fragen, welche längerfristigen Maßnahmen zur Entlastung der Bevölkerung an der Reuterstraße von Seiten der Stadt Bonn geplant sind.
Ich wohne seit ca. 10 Jahren in der Südstadt und nehme es mit Verwunderung zu Kenntnis, mit welcher Gelassenheit die nördlich und südlich der Stadtautobahn wohnende Bevölkerung, das alltägliche Blechlawinenchaos erträgt. Wer Kinder hat, muß diese täglich mindestens zweimal über den lärmenden Gefahrenstreifen geleiten, um Kindergarten, Grundschule oder Kinderspielplatz (Argelanderstraße) zu erreichen. In der Südstadt (Bezirk Bonner Talviertel) gibt es weder Grundschule noch Kinderspielplatz. Vielleicht auch ein Grund, warum in der Südstadt die Zahl kinderreicher Familien abnimmt. Über die zahlenmäßige Frequentierung (40.000 Fahrzeug/Tag) und die avisierten Grenzwertunterschreitungen der Stickoxidausschüttungen mittels der eingerichteten Umweltzonen werden Sie genauere Angaben vorliegen haben als ich. Die Einrichtung einer Umweltzone, die die Reuterstraße ausnimmt, wird meiner Meinung nach nichts an der Höhe des Verkehrsaufkommens und der Belastung für die Bevölkerung ändern. Ich persönlich halte diesen Verbesserungsversuch für Makulatur.
Letztendlich kann nur eine Südumgehung durch den Venusberg mittels der bereits vorhanden Autobahnanschlüsse das Problem lösen. Wann wird dieses Projekt wieder aufgegriffen? Warum können Telecom und Postbank, die eine Festspielhalle finanzieren wollen, nicht auch den Tunnelbau finanziell unterstützen. Deren Mitarbeiter, die tagtäglich auf der Reuterstraße anfahren, würden doch in erster Linie davon profitieren.
In diesem Zusammenhang weise ich auf eine Straßenführungsproblematik hin. Täglich gibt es ab ca. 17h einen Rückstau von der Argelanderstraße (südlich der Reuterstraße) bis in die Sternenburgstraße. Dieser begründet sich zum einen dadurch, daß Arbeitstätige aus Poppelsdorf die Autobahn erreichen wollen. Zum anderen benutzen „Heimkehrer“ die Luisenstraße, um über die Argelanderstraße in die Südstadt zu gelangen, was an der Kreuzung Luisenstraße/Argelanderstraße zu einem täglichen Chaos führt. 100m von dieser Stelle entfernt, befindet sich der Argelanderspielplatz, mit zahlreichen Kinder befinden, deren Lungen während dieser Zeit hohen Schadstoffemissionen ausgesetzt sind. Vielleicht könnte sich Ihre Straßenverkehrslenkungsstelle mit diesem Problem befassen?
Vielen Dank für Ihre Mühe!
Mit freundlichen Grüßen
Horst Kreutzmann

+33

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Antwort
von Jürgen Nimptsch am 27. Mai 2010
Jürgen Nimptsch

Sehr geehrter Herr Kreutzmann,

ich habe Verständnis für Ihre Anfrage, denn ich habe selbst mehrere Jahre an der Reuterstraße gewohnt.

Im Jahr 2003 beschloss das Bundeskabinett den neuen Bundesverkehrswegeplan (2003 -2015). Die von Ihnen angesprochene Südumgehung durch den Venusberg (links- und rechtsrheinische Südtangente) ist dort nicht mehr enthalten und wird dementsprechend nicht im Fernstraßenausbaugesetz aufgeführt. Das Linienbestimmungsverfahren ist darauf hin eingestellt worden.

2004 hat der Bundestag das neue Fernstraßenausbaugesetz beschlossen. Die Südtangente ist darin nicht berücksichtigt. Eine Planung, die übrigens nicht von der Stadt Bonn sondern vom Landesbetrieb Straßenbau aufgestellt werden müsste, kann somit zurzeit nicht in Angriff genommen werden.

Im Jahr 2003 setzte sich die Stadt Bonn beim Bund dafür ein, die Planungsverfahren zur Südtangente fortzusetzen. Der entsprechende Ratsbeschluss wurde aber in 2006 wieder aufgehoben (siehe auch Drucksachennummer im Bonner Ratsinformationssystem 0611403EB3, http://www.bonn.de/bo_ris/daten/o/rtf/06/0611403EB3.rtf). Die Planungen zur Südtangente werden seitdem nicht mehr weiter verfolgt.

Um die Verkehrsfluss auf der Reuterstraße zu verbessern, hat das Tiefbauamt Anfang 2009 die Schaltungen einige Lichtsignalanlagen ange­passt und verändert. Vor dieser signaltechnischen Optimierung waren auf der Reuterstraße in den Verkehrsspitzen­zeiten in beiden Fahrtrichtungen regelmäßig erhebliche Rückstauungen zu verzeichnen. Diese reichten in Fahrtrichtung Gronau besonders in den Morgenspitzen bis in den Bereich der Zufahrtsrampe der Autobahn A565. In der Gegenrichtung traten besonders in den Abend­spitzenstunden Rückstauungen bis über den Bundeskanzlerplatz hinaus auf. Mit den nach der Optimierung Mitte 2009 durchgeführten Langzeitmessungen der Rückstau­längen und Fahrzeiten auf der Reuterstraße konnten Verbesserungen dokumentiert werden. Die Stausituation für beide Fahrtrichtungen hat sich zunächst deutlich entspannt. Der Verkehr konnte die Reuterstraße aufgrund der verlängerten Grünzeiten insgesamt wesentlich flüssiger befahren.

Hierdurch ist die Reuterstraße für motorisierte Verkehrsteilnehmer attraktiver geworden. In der Folge wurden eine Vielzahl von Wohn- und Anliegerstraßen, welche vormals als Schleichweg genutzt wurden, entlastet. Eine Verlängerung der Grünzeit der Argelanderstraße würde einem flüssigen Verkehr auf der Reuterstraße entgegen wirken und umliegende Wohn- und Anliegerstraßen wieder zusätzlich belasten. Nach fachlicher Einschätzung wäre eine Verlängerung der Grünzeit an der Argelanderstraße daher nicht empfehlenswert.

Mit freundlichen Grüßen