Sehr geehrte Frau Honerlagen,
die Stadtwerke Bonn bestätigten mir Ihre Schilderungen der Verunreinigungen von Fahrzeugen. Diese führen nicht nur zu einer optischen Beeinträchtigung und Belästigungen der Fahrgäste, sie verursachen auch hohe Kosten für die Verkehrsbetriebe.
Die von Ihnen vorgeschlagene Reinigung auf der Strecke, z. B. am Hauptbahnhof, ist nach Information der Stadtwerke Bonn aus betrieblichen Gründen leider nicht möglich. Zum Einen ist die Zugfolge mit maximal drei Minuten zu dicht und es darf keine Bahn länger als unbedingt für den Fahrgastwechsel notwendig am Bahnsteig stehen bleiben. Zum Anderen ist es unmöglich, bei einer vollbesetzten Bahn Reinigungspersonal zur Entfernung von Flaschen durch den Zug zu schicken. Bitte berücksichtigen Sie, dass jede Verzögerung den nachfolgenden Bahnverkehr staut.
Großveranstaltungen, wie die von Ihnen erwähnte "Rheinkultur", stellen an die Verkehrsunternehmen und insbesondere an die Stadtwerke Bonn Bus und Bahn vor extrem große Herausforderungen, die zeitweise an die Grenze der Leistungsfähigkeit reichen. An diesen Veranstaltungstagen wird mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, den ungeheuren Fahrgastströmen zu begegnen. Nicht nur, dass unzählige zusätzliche Fahrzeuge und alle "freien" Mitarbeiter eingesetzt werden, um bis spät in die Nacht im verdichteten Fahrplantakt zu fahren und noch weitere Nachtfahrten anbieten zu können. Auch wird das Service- und Kontrollpersonal gezielt an Schwerpunkten eingesetzt, um Fahrgastinformationen weiterzugeben oder auch Fahrgastströme zu lenken, um die Sicherheit zu gewährleisten. Übervolle Bahn- und Bussteige bergen ebenfalls Gefahrenpotenziale durch Drängen und Schieben. Hier wird gezielt Personal eingesetzt, damit Veranstaltungen nicht durch Unfälle überschattet werden.
Die einzige Möglichkeit einer schnellen flüchtigen Reinigung ist dort gegeben, wo die Bahn relativ leer ist. Deshalb wurde diese Möglichkeit in den vergangenen Jahren genutzt und wird ebenfalls bei der kommenden "Rheinkultur" im Juli 2010 Anwendung finden. Nachdem die Fahrgäste die Bahn an der Haltestelle Rheinaue verlassen haben, werden durch den Veranstalter, die Rheinkultur GmbH, Glasflaschen eingesammelt. Ein externes Reinigungsunternehmen stellt zudem Mitarbeiter zur Verfügung, die die stark frequentierten Bahnsteige, z. B. Rheinaue, Heussallee und Hauptbahnhof zwischendurch reinigen und die Hinterlassenschaften entsorgen. Eine Erweiterung des Angebotes lässt sich logistisch, aber auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht realisieren.
Der von Ihnen geschilderte Vorfall, dass eine leere Glasflasche am Tiefbahnsteig aus dem Wagen fiel, ist sicherlich mehr als ärgerlich. Die Stadtwerke Bonn bedauern den Vorfall und das ungebührliche Verhalten einiger Besucher von Großveranstaltungen mit den verbundenen Belästigungen der Fahrgäste sehr, sehen sich aber außer Stande, zu jeder Zeit und im laufenden Betrieb das "Gefahrgut" restlos zu beseitigen. Leider nimmt die Unsitte zu, dass viele, auch jugendliche Fahrgäste, bei Großveranstaltungen ihren Müll in den Fahrzeugen entsorgen. Dies betrifft aber nicht nur die Verkehrsbetriebe allein. Die Problematik ist ein gesamtstädtisches Thema, auf welches ich im bereits veröffentlichen Beitrag "Sauberkeit der Stadt", siehe http://direktzu.bonn.de/nimptsch/messages/24714 eingegangen bin.
Sollte das Konzept der Stadtwerke Bonn und dem Veranstalter zu der nächsten Großveranstaltung "Rheinkultur" nicht den gewünschten Erfolg bringen, so stellt sich nach meiner Auffassung die Frage, ob die von Ihnen geschilderte Problematik nur durch ein ausdrückliches Alkoholverbot, einem Verbot von Glasflaschen oder einem allgemeinen Verzehrverbot in Bussen und Bahnen, ähnlich wie im Kölner Stadtgebiet, von den Verkehrsbetrieben gelöst werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
