Liebe Nutzerinnen und Nutzer von „direktzu Jürgen Nimptsch“,

vielen Dank für die rege Beteiligung auf diesem Portal in den vergangenen Jahren. Die Stadt Bonn wird in Kürze eine eigene Bürgerbeteiligungsplattform einrichten, auf der Sie dann vergleichbare Möglichkeiten der Partizipation haben. Das Portal „direktzu Jürgen Nimptsch“ wurde Anfang November 2014 geschlossen.

Herzliche Grüße

Jürgen Nimptsch

Archiviert
Autor E. Siegel-Kusnetza am 12. Januar 2011
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Wirtschaft und Finanzen

FARCE Bürgerbeteiligung: Pro Oper oder Pro Oper?

Sehr geehrter Herr Nimptsch,

die für die Bürgerbeteiligung in Bonn.de eingestellte ursprüngliche Einsparliste verschwand und stattdessen werden nur harmlose Einsparvorschläge von 3-4 Mio (zur Abstimmung?) unterbreitet. Ursprünglich waren u.a. folgende Vorschläge genannt:

- Einsparung Intendantenvertrag ab 2013 in Höhe von bis zu 7 Mio.Euro. (3,5 Mio. Euro sind bereits veranschlagt) Varianten:
-Einsparvorschlag: Schließung der Kammerspiele in Bad Godesberg und vollständige Aufgabe der Sparte Schauspiel/ Tanz ( 7 Mio. Euro)
- Alternativ zum o.g. Vorschlag: Schließung der Oper (12 Mio. Euro)Ende Zitat

Da meine Anfrage per E-Mail um Zusendung der ursprünglichen Einsparliste (natürlich ) unbeantwortet blieb, gehe ich davon aus, dass es ''politisch'' nicht mehr gewollt ist, dass die Bürger Oper und Schauspiel abwählen können.
Damit geriete die Bürgerbeteiligung von vornherein zur Farce, zu einer Abstimmung bei der die Bonner wählen dürfen ob sie die Oper behalten dürfen oder aber nur die Oper behalten dürfen.

Eine solche Abstimmung wäre aus meiner Sicht ein Missbrauch der Gestaltungsspielräume bzw. -Hoheit durch die Verwaltung, mitunter eine Inszenierung scheinbarer Plebiszite mit Anklang an ein Demokratieverständnis wie es ein ebenso arrogant-opernfreudiger A. Lukaschenko kultiviert.
Da ich davon ausgehe, dass Ihre teilweise opernfreikartenverhätschelte Verwaltung Sie nicht über die wahren Kosten des Schauspiels informiert, erlaube ich mir Ihnen anbei die folgenden Zahlen zukommen zu lassen:

Haushaltsplan Bonn 2010, Produktgruppe 1.04.11 Theater, Zeile 29, 29.127.174 € Subvention für Oper und Schauspielhaus. Die Theater der Stadt Bonn sind mit 27 Mio € (Garantiesumme lt. Intendantenvertrag), zuzüglich ca. 2 Mio € Sachleistungen jährlich, die mit Abstand größten Subventionsempfänger. Zum Preis jeder einzelnen Eintrittskarte legt der Bonner Steuerzahler ca 150 € hinzu.

Erstaunlich ist, dass trotz dieser ausufernden Subventionen Opernkarten noch beworben werden müssen. Der typische Bonner meidet offenbar ''seine'' low-quality-Oper die in einschlägigen Bewertungen auf den letzten Rängen krebst.
Gemessen am gewaltigen Opern-Geldhunger wirkte die Klein-Demonstration der Schauspielbefürworter am 16.12.2010 lächerlich. Es waren kaum mehr Teilnehmer vertreten als wirtschaftlich Schauspiel-Abhängige in Bonn hausen.

Mit der Abwicklung von Oper und Theater wäre die Bonner ''Kultur'' lange nicht am Ende. Im Gegenteil: Statt hochsubventionierter Bespassung wohlsituierter Senioren hätte man mehr Geld für die relevanteren Kulturen wie Beethovenorchester bzw. - Halle, Musikschulen und die ohnehin interessantere freie Kultur.

Es bliebe ebenfalls noch z.B. der Kammermusikkeller des Bonner Kunstmuseums (das mit 5.5 Mio EUR alleine jährlich so viel Zuschuss verschlingt wie alle Bonner Frei- und Hallenbäder zusammen). Durch Anhebung der Eintrittspreise bis zur Kostendeckung gewännen solche Veranstaltungen
zudem die nötige Exklusivität um als neuer Tummelplatz für die Nomenklatur attraktiv zu werden, bzw. die alte VIP-Lounge Funktion der Oper zu ersetzen.

Mit welchem moralischen Recht will man also den Bürgern dieser Stadt weiterhin die Finanzierung der wirtschaftlich abhängigen Opernangestellten gegen ihren Willen zumuten? Wie weit darf eine Interessensgemeinschaft von Politik, Verwaltung, selbsternannten Eliten und hoch organisierten wirtschaftlich abhängigen Opern-Angestellten durch den Missbrauch eines geisteswissenschaftlich übersteigerten Kulturbegriffs (Schauspiel = Kultur?) eine ganze Stadt in diesem Ausmass gegen den Willen einer schweigenden Mehrheit parasitieren?

Integriert man die Opern-Zuschüsse samt Schuldendienste über die Zeitspanne des Bestehens der Bonner Oper, so ergibt sich eine Summe die die städtische Gesamtverschuldung erheblich übersteigt. Nicht so sehr also das missglückte Projekt WCCB als vielmehr die schmarotzende Oper hat unsere Stadt an den Bettelstab gebracht.

Will man wirklich die Chance nicht nutzen, die überflüssigsten aller Bonner Ausgaben durch den Bürger abwählen zu lassen und diese Entscheidung auf den Regierungspräsidenten abwälzen?

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