Liebe Nutzerinnen und Nutzer von „direktzu Jürgen Nimptsch“,

vielen Dank für die rege Beteiligung auf diesem Portal in den vergangenen Jahren. Die Stadt Bonn wird in Kürze eine eigene Bürgerbeteiligungsplattform einrichten, auf der Sie dann vergleichbare Möglichkeiten der Partizipation haben. Das Portal „direktzu Jürgen Nimptsch“ wurde Anfang November 2014 geschlossen.

Herzliche Grüße

Jürgen Nimptsch

Beantwortet
Autor Fabian Köster am 11. Januar 2010
20869 Leser · 48 Stimmen (-13 / +35)

Mobilität und Verkehr

Ampeln ausschalten

Sehr geehrter Herr Nimptsch,

erst einmal ein Kompliment an alle Beteiligten für dieses tolle Forum! Ich weiß nicht, ob das Ihr Verdienst ist oder der ihrer Vorgängerin ist, denn ich habe es gerade erst entdeckt. Mehr direkte Demokratie begrüße ich immer sehr!

Nun aber zu meiner Frage.
Es existiert hier bereits eine Frage zu einer geschickteren Ampelschaltung, die ich natürlich auch unterstütze! Allerdings schätze ich, dass an vielen Stellen bereits eine ausgetüftelte Verkehrssteuerung existiert, die den Durchsatz nahezu maximiert. Allerdings kann eine Ampelsteuerung ja nie alle glücklich machen und der Einzelne fühlt sich benachteiligt, was meiner Meinung nach der Hauptgrund für den Unmut des Fragestellers ist. Das ist dann aber eher ein Thema für die Verkehrspsychologie.

Mein Ansinnen ist es, stattdessen zu überlegen, welche Ampeln überhaupt zwingend nötig sind! Meiner Meinung nach gibt es in Bonn (wie fast überall) viel zu viele Ampeln. Diese stören nicht nur den Verkehrsfluss sondern verbrauchen auch noch Strom und machen Lärm! Ich plädiere für mehr Eigenverantwortung und Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer! Viele Kreuzungen kann man sehr gut überblicken und ich behaupte jeder verkehrstaugliche Fahrer kann an diesen Stellen selbst entscheiden, ob der Weg frei ist oder nicht. Dies ist meiner Ansicht nach auch ein triviales Beispiel für die ständige Bevormundung der Bürger Alltag! Ganz im Sinne der Aufklärung sozusagen - sollten die Bonner animiert werden, selber zu denken und aktiv zu gestalten, nur so erschafft und erhält man eine lebendige Stadt!

Ein guter Anfang in dieser Sache und ein richtiges Signal für den Klimaschutz wäre es schon, wenn der Großteil der Ampeln nachts ausgeschaltet würden. Ich kenne nicht den genauen Stromverbrauch der klassischen Nicht-LED-Ampeln, aber ich könnte mir vorstellen, dass es nicht viele Möglichkeiten gibt, soviel Strom auf so einfachem Wege einzusparen. Zusätzlich wird auch noch Sprit eingespart, den ein Auto sonst im Stand ungenutzt verbrennen würde.

Ich bin mir sicher, dass es Studien gibt, die den Zusammenhang zwischen "Beampelung" und Unfallrate einer Kreuzung untersuchen und würde mich freuen, wenn jemand diese in die Diskussion einbrächte! Ich vermute, dass die Unfallrate am Anfang einer solchen Maßnahme noch recht hoch wäre, aber sich dies mit der Zeit legen würde, wenn sich die Menschen sich an Ampelfreie Kreuzungen gewöhnen und wieder selbst denken :)

Bei Bedarf kann ich auch gerne eine Liste mit Kreuzungen präsentieren, die meiner Meinung nach für eine "Verschönerung" in Frage kämen ;)

Herzlichen Dank für Ihre Zeit und ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2010!

Mit freundlichen Grüßen,
Fabian Köster

+22

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Antwort
von Jürgen Nimptsch am 01. März 2010
Jürgen Nimptsch

Sehr geehrter Herr Köster,

es freut mich, dass Sie die neue Dialogplattform mit einem eigenen Beitrag aktiv nutzen und ergänze gerne die kürzlich eingestellte Antwort zu dem Themenbereich "Ampel" ( http://direktzu.bonn.de/nimptsch/messages/24477 ).

Eingangs ist festzuhalten, dass bei der Errichtung von Signalanlagen der Leistungsfähigkeit des Verkehrs und der Vermeidung von Emissionen in Bonn hohe Bedeutung zugemessen wird. Dennoch genießt die Verkehrssicherheit die höchste Priorität.

Die Verwaltung wägt immer aufgrund der Randbedingungen vor Ort ab, ob eine Ampelanlage zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit erforderlich ist oder nicht. Der Begriff "Verkehr" ist hier weit gefasst, denn Ampelanlagen regeln nicht nur den motorisierten Verkehr, sondern gewährleisten auch Verkehrsteilnehmern/-innen mit besonders hohem Schutzbedürfnis wie Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen eine gesicherte Führung. Nicht zuletzt spielen auch die unterschiedlichen Fähigkeiten der Verkehrsteilnehmer/-innen eine wesentliche Rolle, denn während einigen besonders verkehrsgewandten Personen durchaus auch bei Verzicht auf die eine oder andere Ampelanlage eine sichere Verkehrsteilnahme möglich wäre, so gilt dies beispielsweise für Grundschulkinder nicht. Bitte berücksichtigen Sie, dass Ampelanlagen mit akustischen Blindenhilfsmitteln sehbehinderten Menschen die gefahrlose Querung von Straßen oder Gleisen erst ermöglichen.

Die Abschaltung oder gar der dauerhafte Abbau von Ampelanlagen ist daher stets eine sehr sorgfältig abzuwägende Einzelfallentscheidung, die das Tiefbauamt der Stadt Bonn als Betreiber der Anlagen in enger Abstimmung mit der Polizei, der Straßenverkehrsbehörde und der Unfallkommission vornimmt. Die bewusste Inkaufnahme höherer Unfallraten aufgrund von Abschaltungen kommt hierbei schon deshalb nicht in Frage, weil dies eine Verletzung der Verkehrssicherungspflicht bedeuten würde.

Die Nachtstunden oder auch das Wochenende bieten unter bestimmten Voraussetzungen günstigere Bedingungen für eine Abschaltung. Das Tiefbauamt hat sämtliche Anlagen auf ihre Eignung für eine Abschaltung während dieser verkehrsschwachen Zeiten überprüft und mit den zu beteiligenden Stellen diskutiert. Ergebnis ist, dass im Stadtgebiet Bonn derzeit knapp die Hälfte aller Lichtsignalanlagen des Tiefbauamts während der Nachtstunden abgeschaltet wird (153 von insgesamt 323 Anlagen).

Unter den derzeitigen Verkehrsverhältnissen ist eine weitere Ausweitung des nächtlichen Abschaltprogramms nicht geplant, da dies aus Sicht des Tiefbauamts aus Verkehrssicherheitsgründen nicht verantwortet werden kann. Wenn seitens der Bürgerinnen und Bürger Änderungen der Verkehrsverhältnisse beobachtet werden, die eine erneute Überprüfung sinnvoll erscheinen lassen, nimmt das Tiefbauamt entsprechende Anregungen unter der Telefonnummer 77-4112 gerne auf.

Seit Jahren werden neue Signalanlagen mit energieeffizienter Niedervolttechnik ausgerüstet. Seit rund vier Jahren ist die LED-Technik etabliert, die einen noch geringeren Energiebedarf mit sich bringt. Gegenüber den früher eingesetzten Anlagen in 230V-Technik reduziert sich der Bedarf um bis zu 75%. Das Tiefbauamt hat ein Austauschprogramm initiiert, dass die Umrüstung der noch vorhandenen 97 alten Signalanlagen auf modernste LED-Technik beinhaltet und das noch in 2010 beginnen wird.

Mit freundlichen Grüßen