Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Nimptsch,
ich wende mich an Sie, weil ich mich als langjähriger Mieter der Deutschen Annington am Brüser Berg zunehmend hilflos fühle gegenüber dem Verhalten dieser Immobilien-"Heuschrecke".
Schon seit 1993 wohne ich mit meiner Familie am Brüser Berg und seit 1998 in der Marie-Curie-Straße.
Dieses Haus wurde 1993 mit steuerfinanzierten Bundesdarlehen im Auftrag der Deutsche Post Wohnen GmbH erstellt. Im Zuge der Privatisierung der Bundespost wurde es schließlich übernommen von der Deutschen Annington. Seither geht es mit der Anlage leider bergab.
Im Unterschied zu allen anderen Objekten in der Umgebung wurde dieses Haus in 16 Jahren nie von außen gestrichen. Auch die Treppenhäuser erhielten keinen Neuanstrich. Das Objekt vermoost und vergraut. 2003 erhielt ich auf meine erste Anfrage, wann das Haus gestrichen würde, die Auskunft, man prüfe das. Passiert ist gar nichts. Die Annington reagiert auf Nachfragen und Beschwerden gar nicht mehr.
Die Hausmeistertätigkeiten und die Pflege der Außenanlagen werden nicht vertragsgemäß geleistet.
Dies hat leider über die Jahre zur Folge, dass das sozioökonomische Niveau der nachziehenden Neumieter immer weiter sinkt. Inzwischen wird Müll immer seltener ordnungsgemäß entsorgt, Reifen werden an Kraftfahrzeugen zerstochen und immer häufiger steht die Polizei in der Straße, weil es zu häuslicher Gewalt oder Einbruchsversuchen kommt oder Personen gesucht werden. Die anfangs gute Nachbarschaft bröckelt immer mehr.
Als mir vor einigen Jahren hier ein Fahrad gestohlen wurde und ich den Diebstahl anzeigte, bemerkte ein Beamter im Gespräch, die Straße "verslume".
Aus Gesprächen mit langjährigen Nachbarn weiß ich, dass die meisten - wie ich und meine Familie - längst hier weggezogen wären, wenn in Bonn genügend bezahlbarer Wohnraum in einem besseren Umfeld zu finden wäre. Aufgrund der Mietenentwicklung in Bonn und des rasanten Anstiegs der Nebenkosten "hängt man hier fest", denn die Grundmiete ist niedrig.
Viele Menschen in meiner Nachbarschaft haben nicht die finanziellen Ressourcen, eine Mietrechtsversicherung abzuschließen. Abgesehen vom Geld, haben sie neben Schicht- und Familienarbeit als z.T. Alleinerziehende gar nicht die Zeit und Kraft, den juristischen Kampf mit einem Immobilienriesen wie der Annington aufzunehmen.
Selbst der Mieterbund kommt mangels personeller Ressourcen mit der Masse der Klagen gegen die Annington nicht wirklich weiter.
Was mich erschreckt, ist dass Eigentum für die Annington offensichtlich keine Verpflichtung darstellt. Noch mehr erschreckt mich jedoch, dass die Politik nicht reagiert. Da reißen sich solche "Heuschrecken" für einen sprichwörtlichen "Appel und ein Ei" ursprünglich öffentlich mitfinanzierte Gebäudekomplexe unter den Nagel, verlegen Ihren Hauptstandort ins Ausland und schreiben hier dann ihre Verluste steuerlich ab. Der Steuerzahler zahlt also doppelt.
Ich hatte mal eine Mitarbeiterin der Deutschen Annington unter meinen Patienten, die mir bestätigte, dass es dort intern nur um "Rendite, Rendite, Rendite" gehe. Sie kannte meine Beschwerdevorgänge sogar und berichtete mir, dass die Strategie sei, hartnäckige Beschwerdeführer wie mich "vor die Gummiwand" laufen zu lassen.
Ich bin nun dabei, Solidarität unter den MIetern hier zu schaffen und den Widerstand im Rahmen einer Mieterversammlung zu organisieren.
Das ist gar nicht so einfach als Krankenpfleger im 3-Schicht-Dienst und Familienvater.
Ich möchte Sie daher bitten, politischen Einfluss auszuüben, um die Annington endlich zu zwingen, in Bonn ihrer sozialen Mitverantwortung gerecht zu werden und den Investitionsstau zu beseitigen. An Geld mangelt es dem Unternehmen nicht.
Ich möchte Sie außerdem einladen, die Wohnanlage in Augenschein nehmen und damit das Anliegen der Nachbarschaft ideell zu unterstützen.
Ich bin gerne bereit, Sie im Haus herumzuführen und dabei auch ein Zusammentreffen mit weiteren Nachbarn zu organisieren.
Mit Dank für Ihr Interesse und freundlichen Grüßen
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