Sehr geehrte Frau Eckardt-Mross,
in Ihrem Beitrag befürworten Sie eine Verschiebung der Entscheidung über das geplante Beethoven-Festspielhaus und fordern eine Befragung der jungen Bonner Bürgerinnen und Bürger in der Altersgruppe von 19 - 49 Jahren zu diesem Thema.
Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, hatten sich die Stadt und die damals am Projekt Festspielhaus beteiligten Unternehmen im Frühjahr 2010 einvernehmlich darauf verständigt, das Projekt zunächst nicht weiterzuführen - dies vor dem Hintergrund der Haushaltslage der Stadt, der ungeklärten Situation um das Konferenzzentrum WCCB und nicht zuletzt wegen der Standortdiskussion und des geplanten Abrisses der Beethovenhalle für das neue Festspielhaus. Die Haushaltslage ist nach wie angespannt, beim Kongresszentrum zeichnet sich jedoch "Licht am Ende eines Tunnels" ab und für den Standort des Festspielhauses hat die Verwaltung dem Rat für seine Sitzung am 24.11.2011 nunmehr einen neuen Vorschlag unterbreitet: einen Standort in der Rheinaue, Charles-de-Gaulle-Straße, in unmittelbarer Nähe des Post-Towers.
Wir in Bonn wissen, dass Beethovens Geburtsstadt einen Konzertsaal benötigt, der akustisch höchsten Ansprüchen genügt. Wir wollen daher jetzt das Festspielhaus gemeinsam mit der Deutschen Post/DHL, der Deutschen Telekom und der Deutschen Postbank, dem Bund, dem Land NRW, aber auch der Sparkasse KölnBonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und vielen Unternehmen aus Bonn und der Region und den Bürgerinnen und Bürgern auf den Weg bringen. Die Entscheidung kann jetzt nicht weiter hinaus geschoben werden.
Das Festspielhaus, dessen Bau ausschließlich privat finanziert werden muss, soll inhaltlich und architektonisch Zentrum der nationalen und internationalen Beethovenpflege sein. Zu den Inhalten wird die Verwaltung alsbald ein Konzept vorlegen, das einerseits die weltweite Bedeutung und den Einfluss Beethovens auf die Künste sichtbar macht und andererseits der Beethovenstadt Bonn Rechnung trägt: d. h., das Festspielhaus soll auch Heimstatt des Beethoven Orchesters Bonn und des Beethovenfestes sein.
Zum anderen soll sich das hochkarätige Programm des Festspielhauses schwerpunktmäßig um mehrere Festivals zentrieren, wozu auch das jährliche Beethovenfest gehört. Hinzu kommen Veranstaltungen Dritter, wie bspw. die Klassische Philharmonie Bonn. Die Veranstaltungen Dritter sollen mit hochwertigen Kulturangeboten aller Genres auch dem Anspruch "Kultur für alle" gerecht werden: Klassik, Jazz, Weltmusik, bis hin zu herausragenden Produktionen von Schülerinnen und Schülern. Unser Ziel ist es, das Festspielhaus zu einem Haus zu machen, mit dem sich alle kulturinteressierten Bürgerinnen und Bürger jedweden Alters identifizieren können.
Gerade auch vor dem Hintergrund, dass das Festspielhaus alle Altersgruppen ansprechen soll, vermag ich einer von Ihnen vorgeschlagenen Befragung einzelner Altersgruppen nicht zuzustimmen. Zudem wäre ein solches Vorgehen zutiefst undemokratisch und ein Ergebnis damit letztlich wenig aussagekräftig.
Das Festspielhaus wird auch deshalb für die jüngere Generation eine herausragende Bedeutung entfalten, weil es eine Investition in die Zukunft unserer Stadt darstellt und damit ein neuer wichtiger Impulsgeber für den Wirtschaftsstandort Bonn sein wird. Es wird einen wesentlichen Beitrag für das Image, die Attraktivität und die Lebensqualität der Region Bonn leisten und einen weiteren Anziehungspunkt für Touristen darstellen.
Die dafür notwendigen Investitionen tragen zu einer weiteren spürbaren Verbesserung der bereits jetzt schon hervorragenden Standortfaktoren bei und verbessern zusätzlich das Image der Region Bonn. Nicht zuletzt erleichtert dies auch die Ansiedlung von Unternehmen und verbessert zugleich die Chancen auf die Gewinnung hochqualifizierter Fach- und Führungskräfte aus dem In- und Ausland.
Wir werden gemeinsam mit den Unternehmen, gemeinsam mit der IHK Bonn/Rhein-Sieg Vorschläge erarbeiten, wie die Finanzierung der Investitionskosten gesichert werden kann: Sponsoring, Spenden und Mäzenatentum mit attraktiven Formen der Anerkennung für das finanzielle Engagement. Die Bürgerinnen und Bürger können und sollen sich ebenfalls finanziell an dem Projekt beteiligen.
Unser Ziel ist es, die zur Finanzierung der Baukosten notwendigen Mittel bis zum 30.06.2012 zusammenzutragen, weil wir dann noch die Möglichkeit haben, den 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens 2020 im neuen Konzerthaus würdigen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Nimptsch
Oberbürgermeister
