Liebe Nutzerinnen und Nutzer von „direktzu Jürgen Nimptsch“,

vielen Dank für die rege Beteiligung auf diesem Portal in den vergangenen Jahren. Die Stadt Bonn wird in Kürze eine eigene Bürgerbeteiligungsplattform einrichten, auf der Sie dann vergleichbare Möglichkeiten der Partizipation haben. Das Portal „direktzu Jürgen Nimptsch“ wurde Anfang November 2014 geschlossen.

Herzliche Grüße

Jürgen Nimptsch

Beantwortet
Autor Ingo Piess am 18. Juli 2011
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Bildung und Kultur

Kürzungen für THEATER BONN

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!

Zuallererst tut es mit leid, dass am 14.07., kurz vor der Ratssitzung, die Stimmung etwas aufgeladen war und keine vernünftige Diskussion entstehen konnte.
Ihre Argumente konnten freilich aber nicht dazu beitragen, diese Stimmung zu mildern. Das muss man um der Fairness willen dazusagen.

Sie pochen auf eine vergleichsweise hohe Summe, mit der das Bonner Theater finanziert wird.
Aber haben Sie sich, hat irgendjemand aus der städtischen Verwaltung sich ein einziges Mal ernsthaft mit den bestehenden Strukturen des Theaters der Bundesstadt Bonn auseinandergesetzt und sich ausgerechnet, was die Kürzungen und die Deckelung bedeuten?

Die Finanzierung ist also vergleichsweise hoch. Aber macht es Sinn, Städte nur auf diesen einen Aspekt der Theaterfinanzierung hin zu vergleichen? Vernachlässigt man da nicht den ganzen Rest, den eine Stadt ausmacht?

Üblich ist es, dass die Verwaltung ganz genau sagt, wo, wie, wieviel gespart werden soll. Diesesmal gibt es nur eine Summe, und der Betrieb muss zusehen, wie er damit zurechtkommt. Woher kommt dieses Verhalten? Faulheit? Inkompetenz?

Sie behaupten, solange Sie Oberbürgermeister sind, dass die Kammerspiele nicht geschlossen werden. Gehen Sie also davon aus, zur Spielzeit 13/14 nicht mehr im Amt zu sein?
Oder haben Sie einen ausgeklügelten Plan, wie Sie die Kammerspiele retten? Ich bin sehr gespannt.

Bevor Sie am 14.7. voller Empörung in die Ratssitzung stampften, haben Sie nochmal die Dientswagenaffäre herangezogen, um Ihre Position zu untermauern. Es geht um Millionen, es geht um etliche Arbeitsplätze, es geht um die Qualität Ihres Theaters, und Sie reden von Dienstwagen.
Meine konkrete Fragestellung hierzu: Schämen Sie sich eigentlich?

Und abschließend: Was denken Sie, wie das Leben in Bonn in den nächsten 10 Jahren in Sachen Soziales aussehen wird? Wie wird es sich entwickeln?

Glückwunsch zur Vermeidung des Nothaushaltes!
Ich freue mich über Ihre Antworten und verbleibe
mit besten Grüßen
Ingo Piess

+32

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Antwort
von Jürgen Nimptsch am 01. August 2011
Jürgen Nimptsch

Sehr geehrter Herr Piess,

gerne möchte ich Ihnen nochmals die Gründe vortragen, die mich und den Rat der Stadt Bonn bewogen haben, auch im Kulturbereich Kürzungen vorzunehmen. Vor dem Hintergrund unserer immer bedrohlicher werdenden Finanzsituation konnten wir das hohe Niveau der Kulturförderung nicht auf Dauer beibehalten. Wir mussten in jedem Einzelfall prüfen, welche freiwilligen Leistungen, und dazu gehört die Förderung von Kultureinrichtungen, sich die Stadt in welchem Umfang noch leisten will und vor allem, welche sie sich noch leisten kann.

Selbst nach den Kürzungen im Kulturbereich, die zu einem erheblichen Teil das Theater Bonn betreffen, fördern wir die Kultur und das Theater Bonn immer noch in einem größerem Umfang, als dies in vergleichbaren Städten der Fall ist.

Zur Abwendung eines Nothaushaltes hat der Rat der Stadt Bonn daher am 14.07. 2011 bei der Verabschiedung des Haushalts für die Jahre 2011/12 und der Finanzplanung für die Jahre 2013 - 2015 beschlossen, den Betriebsmittelzuschuss an das Theater Bonn ab der Spielzeit 2013/14 um 3,5 Mio. EUR auf dann rd. 27 Mio. EUR je Spielzeit zu kürzen. Dennoch wird das Theater Bonn mit seinen Sparten Musiktheater, Schauspiel und Tanz (Gastspielen) auch künftig über einen Etat von rd. 30 - 32 Mio. EUR (einschl. Eintrittsgelder und Drittmittel) je Spielzeit verfügen.

Damit wird eine neue Generalintendantin bzw. ein neuer Generalintendant alleine durch ein Budget, das auch bundesweit seines Gleichen sucht, in die Lage versetzt, dem Bonner Publikum Inszenierungen auf höchstem Niveau zu bieten. Dabei müssen und können wir auch heute nicht bereits alle Einzelheiten regeln, denn es gehört grundsätzlich zur Aufgabe einer Generalintendanz, ihr zugeteilte Budgets so einzusetzen, dass ein Höchstmaß an künstlerischer Qualität für das Bonner Theater erreicht wird.

Vor diesem Hintergrund teile ich die von Ihnen dargelegten Befürchtungen keineswegs. Wir werden das Theater Bonn vielmehr mit einer neuen Generalintendanz auf eine langfristig tragfähige Grundlage stellen und damit die kulturelle Vielfalt und Qualität des Kulturangebots in Bonn und der Region sichern.

Mit freundlichen Grüßen